Maßgeschneidert aus dem Regal – Wie individuell kann Produktionsmusik wirklich sein?

In einer Welt, in der alles personalisiert sein muss – vom Kaffeebecher bis zum Netflix-Algorithmus – stellt sich eine Frage besonders dringlich für alle, die Musik für ihre Filme, Serien oder Werbung suchen: Wie individuell kann Musik aus einer Library eigentlich sein? Ist sie nicht per Definition das Gegenteil von maßgeschneidert?

Die intuitive Antwort wäre: klar, Produktionsmusik ist nicht anderes als Regalware. Sie liegt fertig produziert bereit, wartend auf das nächste Projekt, die nächste Geschichte, aber eben genau so wie sie ist und nicht darüber hinaus. Aber genau hier beginnt der Trugschluss – und mit ihm eine Chance, die viele übersehen.

Der erste Eindruck trügt

Oberflächlich betrachtet scheint Produktionsmusik nicht besonders anpassbar zu sein. Du bekommst, was Du hörst. Entweder es passt – oder eben nicht. Aber dieser Eindruck greift zu kurz. Denn was oft vergessen wird: Die Tracks, die Du in einer Library findest, sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind digital archivierte und noch wichtiger modular aufgebaute Musikproduktionen – und genau das eröffnet eine ganze Bandbreite an Individualisierungsmöglichkeiten.

Gerade wenn Du mit einem Produktionsmusikverlag zusammenarbeitest, der eng mit sein Komponist*innen und Produzent*innen vernetzt ist, kann sich die Musik auch nach Deinen individuellen Wünschen richten.

Von Stems bis Sonderwünsche – Was wirklich möglich ist.

Individualisierung kann zunächst einmal im Schnitt beginnen, also direkt in deinem Projekt. Gute Produktionsmusik ist heute modular aufgebaut, das heißt, dass Du unterschiedliche Stellen eines Tracks mit anderen Stellen im Track verbinden kannst. Dir gefällt ein Editpoint am Ende des Tracks und möchtest ihn gerne an den A-Teil des Track schneiden, wo Dir der eigentliche Editpoint nicht taugt – los geht’s. Diese Anspassbarkeit der Tracks gibt Dir die Möglichkeit, auf Deine konkrete Szene oder Erzählung in Deiner Geschichte einzugehen. Grundvoraussetzung ist dabei aber ein gutes musikalisches Gespür.

Dich interessiert das Thema Editpoints? In meinem Artikel Editpoints in der Musik – Dein unsichtbarer Helfer im Schnitt erfährst Du mehr darüber.

Die einfachste Form der Individualisierung beginnt beim Mix. Du brauchst den Track ohne Vocals? Oder nur die Streicher? Kein Problem. Viele Libraries – und ja, wir bei RipCue gehören dazu – bieten Dir die sogenannten Stems an: einzelne Spuren eines Tracks, mit denen Du Dein eigenes Setup bauen kannst. Du kannst Instrumente weglassen, neu mischen oder den Sound subtil an Dein Projekt anpassen lassen.

Und wenn Du mal eine besondere Idee hast – sagen wir, Dein Protagonist spielt Trompete und Du willst genau dieses Instrument als Leitmotiv? Auch das lässt sich realisieren. Das digitale Grundgerüst der Tracks erlaubt es, neue Elemente hinzuzufügen oder bestehende gezielt zu verändern. Der Aufwand ist dabei deutlich geringer als bei einer kompletten Auftragskomposition – aber der Effekt ist ähnlich individuell.

Natürlich gibt es Grenzen. Eine komplette Orchesterproduktion auf einen bestehenden Track zu legen, ergibt oft wenig Sinn – da wäre es effizienter, das Orchester gleich von Anfang an für die Szene schreiben zu lassen. Aber Individualisierung muss nicht immer maximal aufwendig sein. Oft reichen kleine Eingriffe, die Wirkung zeigen: ein verändertes Arrangement, ein neuer Fokus im Mix, ein gezielter instrumentaler Akzent.

Und das Schöne ist: All das ist heute nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich machbar. Für viele Produktionen ist das der goldene Mittelweg – mehr Individualität, ohne die Komplexität einer vollständigen Auftragskomposition.

Maßanfertigung light – Mit Köpfchen und Konzept

Die Königsklasse der Individualisierung ist natürlich die vollständige Neuproduktion. Doch auch hier verschwimmen die Grenzen zwischen Library und Auftragsmusik zunehmend. In bestimmten Formaten – etwa bei TV-Produktionen mit hohem Output – entstehen heute eigene Albumkonzepte in direkter Abstimmung mit dem Produktionsteam. Das Ergebnis? Musik, die klingt, als wäre sie exakt für Dein Projekt gemacht. Und das ist sie ja auch – nur eben auf Basis eines flexiblen, kollaborativen Library-Systems. Oft können diese Albumkonzepte auch für eine bestimmte Zeit relativ exklusiv für diese Produktion gehalten werden und gehen erst nach einer gewissen Zeit in den eigentlichen Katalog über.

Genau das liebe ich an meiner Arbeit: Wenn wir gemeinsam mit Redaktionen oder Produktionsfirmen Alben entwickeln dürfen, die exakt das musikalisch einfangen, was inhaltlich transportiert werden soll. Diese Mischung aus kreativer Freiheit und strategischer Planung – denn als Produktionsfirma bekommst Du nicht einen Auftragskomponisten, sondern die ganze geballte Library Power mit einer Vielzahl an Komponisten*innen, bewährten Prozessen und viel Know How.

Hinter einem Album stehen oft mehrere Komponist*innen, Produzent*innen, Sounddesigner*innen – und das bedeutet auch: unterschiedliche Perspektiven, Stile und Ideen. Wenn Du Dir also ein individuelles Album für Dein Projekt wünschst, greifst Du auf ein ganzes Netzwerk an Kreativen zurück. Fast wie eine Auftragsproduktion mit mehreren Komponist*innen – aber mit einer hohen Effizienz in einem kollaboratives Modell, das das Beste aus beiden Welten vereint: die Struktur einer Production Music Library und die kreative Tiefe einer Custom-Produktion.

Regalware war gestern – Der passende Produktionsmusik Verlag denkt mit

Wenn Du Dir also beim nächsten Projekt die Frage stellst: „Geht das nicht noch ein bisschen passender?“ – dann lautet die Antwort ziemlich sicher: Ja. Und zwar ohne, dass Du Dein Budget sprengst oder wochenlang auf die finale Musik warten musst.

Denn Library ist längst nicht mehr das starre Korsett, als das sie oft wahrgenommen wird. Sie ist flexibel, adaptierbar und – mit dem richtigen Partner an Deiner Seite – fast so individuell wie maßgeschneiderte Musik. Vielleicht sogar noch besser. Denn sie bringt etwas mit, was viele Custom-Produktionen nicht haben: den Zugriff auf ein riesiges Repertoire, kreative Vielfalt aus unterschiedlichen Köpfen und sofortige Verfügbarkeit.

Mehr zum Thema Die Kunst der Musikauswahl in einem Meer von Musik findest Du hier.

Und wenn Du Lust hast, gemeinsam an so einer maßgeschneiderten Library-Produktion zu arbeiten – Du weißt, wo Du mich findest.

Keep ripping, Dein Patrick

Patrick von RipCue

Gründer & Geschäftsführer von RipCue Music. Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der in München und de Medienwelt wurzeln geschlagen hat gründete RipCue 2015 mit einem klaren Ziel vor Augen: Spezialisiert auf Musik für die Bewegtbildindustrie, mit viel Authenzität, familiären Charakter und lokalen Flair. Im Vordergrund immer die Geschichte, die es gerade zu erzählen gilt.

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