Royalty Free Music – GEMAfrei und keine Probleme?

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Ich weiß selbst nicht mehr, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. Nein, irgendwas ohne GEMA, das ist mir zu kompliziert. Ich will sowas GEMAfreies wie Artlist ist. Was denkst du, wie viel Fehler in dem Satz steckt? Einige und wie viele? Das erfährst du in diesem Artikel, denn hier möchte ich mich mit dir einem Thema annehmen, dass ich hier im Blog und im Podcast immer wieder erwähne. Nämlich das Royalty Free Music nicht GEMAfreie Musik ist, und das Royalty Free Music näher am klassischen Geschäftsmodell des GEMA-Repertoires dran ist, als man vielleicht meinen würde.

Was ist eigentlich GEMAfreie Musik?

Fangen wir mal an mit der deutschen Alternative zur GEMA pflichtigen Musik der GEMA freien Musik. Das Besondere einer GEMAfreien Music Library ist, dass die beteiligten Urheber, also der Verlag, Komponist und Textdichter, kein Mitglied einer Verwertungsgesellschaft sind, also nicht Mitglied bei der GEMA, aber auch nicht Mitglied einer ausländischen Verwertungsgesellschaft (wie der BMI). Das heißt im Umkehrschluss auch, dass die GEMA keine Rechte dieser Urheber wahrnimmt, sondern die Urheber alle Rechte selbst wahrnehmen.

Erwerbt ihr also eine GEMAfreie Lizenz an einem Musiktitel, dann erwarten euch keine weiteren Lizenzkosten durch die GEMA. Ihr müsst keine zusätzlichen Kosten für das Aufführungsrecht, das Vervielfältigung und die öffentliche Zugänglichmachung zahlen. In der Regel sind GEMAfreie Lizenzen in Lizenzgruppen eingeteilt. Ihr habt also eine Lizenz für ein Projekt in der jeweiligen Lizenzgruppe. Und diese Lizenzgruppe definiert die Art der Nutzung und die Art der Auswertung des einzelnen Projektes, in dem ihr die Produktionsmusik verwendet habt. Wollt ihr das Projekt darüberhinausgehend weiter auswerten, kann es passieren, dass ihr eine weitere Lizenz erwerben müsst. Dies könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn aus einem Imagefilm ein Werbespot wird. Gleiches gilt auch, wenn er den gleichen Track in einem anderen Projekt verwenden wollt.

Ein kleines wichtiges Detail, das bei GEMAfreier Musik manchmal übersehen wird, ist, dass in Deutschland eine generelle GEMA-Vermutung gilt. 

Was ist die GEMA Vermutung?

Die GEMA vertritt aufgrund ihrer Gegenseitigkeitsvereinbarungen mit Schwestergesellschaften nahezu das gesamte musikalische Weltrepertoire. Aufgrund dieses Übergewichts gibt es die gesetzliche Regelung der GEMA-Vermutung. Bei jeder Verwendung von Musik, ob das bei einer audiovisuellen Produktion ist, aber auch zum Beispiel bei einer öffentlichen Aufführung oder in der Disco oder in einem Ladenlokal, wird erst mal vermutet, dass hier GEMA-Repertoire mit genutzt wird. Ich sage extra „mit“, der Lizenznehmer ist dementsprechend in der Pflicht gegenüber der GEMA zu beweisen, dass dies nicht der Fall ist und er zum Beispiel nur GEMAfreies Material genutzt hat. Hierfür erhält der Lizenznehmer von den GEMAfreien Musik Anbietern ein Lizenzdokument und auch eine GEMA-Freistellung. Die GEMA-Freistellung ist zum Beispiel auch dann extrem wichtig, wenn ihr zum Presswerk geht und zum Beispiel eine DVD-Produktion von einer audiovisuellen Produktion macht. Dass Presswerk fragt als allererstes nach, ob denn die GEMA lizenziert ist oder ob du eine Freistellung hast?

Zusammenfassung GEMAfreie Musik

GEMAfreie Musik von einer GEMAfreien Music Library verursacht keine weiteren Lizenzkosten durch die GEMA oder durch eine andere Verwertungsgesellschaft, weil ihre Urheber nicht in einer Verwertungsgesellschaft vertreten sind. Und das ist jetzt der große Unterschied zur Royalty Free Music.

Ist Royalty Free Music GEMAfrei?

Royalty Free Music ist per Definition keine GEMAfreie Musik. Royalty Free Music heißt vielmehr, dass bei einer Lizenzierung dem Lizenznehmer keine weiteren Kosten auf Seiten des Filmherstellungsrecht, also das Synchronisationsrecht entstehen. Ich habe über das Thema Synchronisationsrecht ja bereits einen ausführlichen Artikel veröffentlicht und ihr findet auch eine Folge zu dem Thema im Podcast.

REMINDER SYNCHRONISATIONSRECHT

Das Synchronisationsrecht (Filmherstellungsrecht) muss immer lizenziert werden, sei es auch nur über eine Vereinbarung einer Nutzung ohne Lizenzkosten, zum Beispiel von einem befreundeten Musiker. Das Synchronisationsrecht ist die Erlaubnis, Bild und Ton überhaupt zusammenführen zu dürfen.

Was heißt das also, dass bei einer Lizenzierung keine weiteren Kosten auf Seiten des Filmherstellungsrecht entstehen? Das heißt, dass die Lizenzen oft alle Auswertungen inkludieren und auch eine Verwendung des lizenzierten Tracks in unterschiedlichen Projekten möglich ist. Ihr zahlt einmal für einen Titel und könnt diesen so viel und so oft ihr wollt nutzen. Diese Ausgangssituation hat in den letzten vergangenen Jahren massiv dazu geführt, dass Royalty Free Anbieter, wie eben zum Beispiel Artlist, ihr Lizenzmodell in ein vollumfängliches Abo-Modell (Subscription) geändert haben.

Das macht auch absolut Sinn, denn wenn ich sowieso mit den Titeln alles machen kann, was ich möchte, dann kann ich auch sagen mein ganzer Katalog kostet im Jahr x Euro und dafür kannst du so viel Musik nutzen und machen damit, was du möchtest.

Natürlich kann man als Kreativer machen damit, was man will, aber der größte Irrglaube bei Royalty Free Music besteht darin, dass sie gleichzeitig GEMAfreie Musik sei. Bei fast allen Anbietern wird genau darauf hingewiesen, dass dies eben nicht der Fall ist, sondern dass durch die Nutzung der Musik durchaus Rechtsansprüche von Verwertungsgesellschaften, konkret auf Public Performance Rights (Aufführungsrecht und öffentliche Zugänglichmachung), entstehen können. 

Warum entstehen GEMA Ansprüche bei Royalty Free Music?

Royalty Free Anbieter arbeiten auch mit Komponisten zusammen, die in einer Verwertungsgesellschaft Mitglied sind. Wenn ich als Komponist Mitglied einer Verwertungsgesellschaft bin, dann ist (in der Regel) mein gesamtes Repertoire auch durch dieser Verwertungsgesellschaft vertreten. Im Fall einer Royalty Free Music Library bezieht sich die Lizenzsumme, die ich zahle, also immer auf das Synchronisationsrecht. Und die Wahrnehmung anderer Rechte kann trotzdem bei den Verwertungsgesellschaften liegen. Dazu gehören zum Beispiel das Senderecht, das Vervielfältigungsrecht und die öffentliche Zugänglichmachung.

Wenn du Royalty Free Music verwendest, zum Beispiel es in einem Kundenprojekt, können durchaus weitere Kosten durch die GEMA entstehen. Egal ob bei einem Imagefilm, bei einem Werbespot, bei einem Kinofilm oder einer TV-Produktion (wenn diese nicht unter einen Rahmenvertrag fällt). Natürlich nur, wenn der entsprechende Komponist Mitglied einer Verwertungsgesellschaft ist.

Zusammenfassung Royalty Free Music

Royalty Free Music heißt nur, dass keine weiteren Lizenzkosten auf Seiten des Synchronisationsrecht (Filmherstellungsrecht) entstehen. Also „one time payment licence“ sozusagen. Ein Titel oder der gesamte Katalog (beim Abo-Modell) werden mit einer einmaligen Zahlung oder mit einer jährlichen Zahlung lizenziert und dieser Musiktitel können dann frei in allen Projekten, in allen Auswertungen Form genutzt werden. Diese Freiheit schließt aber nicht aus, dass zusätzliche Kosten durch die GEMA entstehen können. Wenn euer Kunde oder ihr damit rechnet keine weiteren GEMA Kosten zu tragen, dann könnte da echte Probleme auf euch zukommen. 

Hybrid zwischen GEMAfreier Musik und Royalty Free Music

Wenn es zwei unterschiedliche Wege gibt, dann findet sich natürlich auch immer eine Kreuzung, wo sich diese beiden Wege treffen. Und hier spreche ich nicht von GEMApflichtigen Repertoire, sondern von einem Hybrid-Modell, dass sich die vermeintlichen Vorteiler von GEMAfreier Musik und Royalty Free Music zu Nutze macht. GEMAfreies Repertoire auf Basis von Royalty Free Music (one time payment licence).

Aus Nutzersicht hört sich das natürlich am unkompliziertesten an: Ich zahle einmal, mir entstehen keine weiteren Lizenzkosten aufseiten des Synchronisationsrecht und mir entstehen keine potenziellen weiteren Lizenzkosten durch Verwertungsgesellschaften. Jedoch muss man ehrlicherweise sagen, dass genau diese Modelle zu einer erheblichen Benachteiligung der Urheber führen, denn die Urheber sind in diesem Modell weder in der Lage, zusätzliche Einnahmen für ihre Werke aus weiteren Auswertungen zu generieren, noch können sie an dem direkten Verkauf der Lizenz Ihrer Titel beteiligt werden. Denn wenn alles in einem Abo Modell stattfindet, dann wird natürlich immer aus einem Einnahmenpool bezahlt.

Mein Appell an audiovisuelle Kreative

Als Kreativer sollte man sich immer die Frage stellen, ob man mit einem Partner zusammenarbeiten will, der seine eigenen Kreativen nicht angemessen vergütet. Diesen Anspruch stellt man selbst ja auch an seinen Kunden oder Arbeitgeber. Du wertest deine eigene kreative Arbeit mit der kreativen Arbeit anderer auf. Wenn es dein Anspruch ist fair bezahlt zu werden, dann sollte es auch dein Anspruch sein, mit Plattformen zusammenzuarbeiten, die den gleichen Anspruch haben, wenn es um die Vergütung ihrer Komponisten geht.

Warum also nicht doch GEMA-Repertoire verwenden?

Wir haben geklärt, was GEMAfreie Musik ist, was Royalty Free Music ist und ganz gut dargelegt wo die Vorteile und wo die Nachteile sind.
Jetzt möchte ich gerne auf meinen Eingangssatz zurückkommen, den ich immer wieder höre. Wie du bereits weißt, ist der RipCue Katalog ein GEMApflichtiger Katalog und dieser Satz fällt häufig in Kundengespräche:

„Nee irgendwas ohne GEMA. Das ist mir zu kompliziert. Ich will so was GEMAfreies wie Artlist.“

Und ich hatte dich am Anfang der Folge gefragt, was du denkst, wie viele Fehler in diesen drei kleinen Sätzen stecken.

Ich kann schon mal so viel verraten: Jeder dieser Sätze ist ein Fehler in sich. Schauen wir uns das aber mal genauer an.

Eigentlich hast du fast immer mit der GEMA zu tun. Zum Beispiel bei der Kontrolle einer Veranstaltung, bei der du belegen musst, dass du GEMAfreie Musik benutzt hast. Oder eben auch durch die berechtigten Ansprüche der GEMA bei der Verwendung von Royalty Free Music, wenn das entsprechende Werk von einem Komponisten geschrieben wurde, der Mitglied der GEMA ist.

Dass die GEMA kompliziert ist, das will ich einfach nicht mehr stehen lassen. Denn so kompliziert, wie Sie vor 10 oder 15 Jahren war, ist sie nämlich gar nicht mehr. Tatsächlich ist gerade der Bereich der audiovisuellen Produktionen recht unkompliziert geworden, wenn man das System einmal verstanden hat. Idealerweise hast du hier einen erfahrenen Musik Partner an seiner Seite. Ich übernehme zum Beispiel bei RipCue den gesamten Meldeprozess bei der GEMA inklusive Tarif-Beratung, damit wir genau den passenden Tarif für deinen Projekt auswählen. Und wir stellen eine Kostenkalkulation für den Kunden auf, so dass er zu 100% weiß, welche GEMA-Kosten auf ihn zukommen.

Artlist ist als Royal Free Music Library per se nicht GEMAfrei, es können trotzdem Ansprüche durch Urheber entstehen. Der Umfang dieser Ansprüche ist immer abhängig von der Zugehörigkeit der Verwertungsgesellschaft. Wenn das passiert, dann ist der Schock natürlich groß, denn dein Kunde bekommt im Zweifel die Rechnung von der GEMA. Du hast ihn vielleicht beraten das Royalty Free Music eben GEMAfreie Musik ist und keine weiteren Kosten entstehen. Jetzt musst du dem Kunden erklären, warum du ihn falsch beraten hast und der Kunde wird sicherlich eine extrem hohe Bereitschaft zeigen, diese GEMA-Lizenzen zu bezahlen.

Mythos GEMA und ein Geheimnis für dich

Ich verstehe, warum Kreative wie auch Kunden die GEMA für kompliziert halten und vielleicht eher einen Bogen um sie machen wollen. Und der Mythos hat sicherlich eine Art von Berechtigung, denn es sind in der Vergangenheit immer mal wieder Sachen passiert, die in der Presse auch breitgetreten wurden, die die GEMA vielleicht in so ein Licht stellen könnten, dass sie sehr oft die Hände für ihre Urheber aufhält. Aber wir können glücklich sein, dass es die GEMA gibt, denn die GEMA garantiert auch eine faire Vergütung von urheberrechtlich geschützten Werken.

Ich möchte aber auch noch mal betonen, und da breche ich natürlich als Gründer von RipCue eine Lanze für GEMApflichtiges Repertoire, das gerade bei audiovisuellen Produktionen die Risiken, mit der GEMA gemeinsam zu arbeiten, wirklich überschaubar sind und die Kosten mit einem Musik Partner wie RipCue klar kalkulierbar sind und das mit einer absoluten Rechtssicherheit.

Und ich will dir jetzt noch ein kleines Geheimnis verraten. Ein Klitzekleines. So viele Nutzungsarten in den du als Kreativer wirklich GEMA zahlen muss, die gibt es eigentlich gar nicht. Und das ist der Cliffhanger für die kommende Podcast-Folge und den kommenden Artikel hier im Blog.

Bis dahin eine erfolgreiche Zeit und keep ripping,
Dein Patrick

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(Bitte beachte dass bei Projekten außerhalb von GEMA-Rahmenverträge Lizenzkosten anfallen können – diese sprechen wir aber natürlich mit dir ab.)